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Fünf weitere Standorte für Flüchtlinge geplant
Der rasante Anstieg der Zuweisungszahlen in den vergangenen Wochen und Monaten hat dafür gesorgt, dass derzeit bereits knapp 400 Flüchtlinge in Herdecke leben, vielfach in Privatwohnungen und angemieteten Häusern sowie in größeren Unterkünften. In wenigen Wochen sind sämtliche Kapazitäten ausgeschöpft, so dass die Stadtverwaltung gezwungen ist, Wohncontainer zu bestellen. Bei einer Dialogveranstaltung am gestrigen Donnerstagabend wurden die möglichen Standorte der Container der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Aktuell bekommen wir ungefähr 50 Zuweisungen pro Monat“, erläutert Dieter Joachimi, Beigeordneter der Stadt Herdecke. Dies führt dazu, dass trotz zahlreich angemieteter Häuser und Wohnungen sowie dem Umbau der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule sowie dem ehemaligen HOT Mittendrin in Ende, im Februar keine freien Kapazitäten mehr zur Unterbringung vorhanden sind. „Für 2016 rechnen wir zum jetzigen Zeitpunkt mit bis zu 600 weiteren Flüchtlingen“, macht Dieter Joachimi deutlich, warum man nicht um Containerlösungen herum kommt.
„Wir müssen uns den Tatsachen und Herausforderungen stellen“, betont Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster. Es besteht eine Aufnahmeverpflichtung nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Demnach werden die Flüchtlinge nach einer Quote aus Einwohnerzahl und Gemeindefläche auf die Kommunen verteilt. Das Land NRW ist aktuell verpflichtet, 21,24 % der Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, aufzunehmen. NRW weist seinen 396 Städten und Gemeinden dann eine feste Quote, die von der Einwohnerzahl und Flächengröße abhängig ist, zu.
Für Herdecke beträgt diese Quote 0,1232 %. „Je mehr Flüchtlinge also in Deutschland und damit in NRW ankommen, desto mehr werden Herdecke zugewiesen“, so Dieter Joachimi. Einfluss haben die Städte darauf nicht, auch nicht bei der Frage nach Nationalität, Religion oder Familienstand.
„Die ersten Wohncontainer, in denen insgesamt 60 Personen Platz finden, werden Ende Januar geliefert und aufgestellt“, erläutert Claudia Schulte von der Abteilung Hochbau und Gebäudeunterhaltung. Insgesamt 30 einzelne Räume plus Gemeinschaftsbereiche und Sanitärräume werden in zweigeschossiger Bauweise an der Hengsteyseestraße, wo bis vor kurzem noch die Container für die Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums standen und während der letzten großen Flüchtlingswelle in den 1990er-Jahren auch schon Flüchtlinge untergebracht waren, errichtet. Dieser Standort ist der erste von insgesamt fünf vorgesehenen Standorten im Stadtgebiet.
In den vergangenen Monaten wurde ausgiebig geprüft, an welchen Stellen es technisch und funktional möglich ist, Asylsuchende in Wohncontainern unterbringen zu können. „Diese Prüfung umfasst viele verschiedene Punkte, wie Fragen nach einem tragfähigem Baugrund oder notwendiger Ver- und Entsorgung“, so Claudia Schulte. Die einzelnen Standorte wurden sodann mit der Politik im Geschäftsordnungsausschuss abgestimmt.
Auf dem Parkplatz unmittelbar hinter der bereits bestehenden Unterkunft am Weg zum Poethen können 80 Menschen ebenfalls in 2-geschossiger Bauweise unterkommen. Ein dritter möglicher Standort ist der Parkplatz unterhalb der Sporthalle Kirchende am Westender Weg. Hier können 2-geschossige Module für 60 Personen Platz finden. Eine große freie Fläche steht unmittelbar am Cuno-Schornstein auf dem ehemaligen Kohlelagerplatz der Mark-E zur Verfügung. Hier können bis zu 190 Personen untergebracht werden. Der fünfte mögliche Standort ist am Ahlenberg, unmittelbar hinter der bereits bestehenden Unterkunft. Da die Fläche hier sehr klein ist, können hier 20 Menschen Platz finden.
In der sich anschließenden Dialogrunde wurden Fragen von den rund 40 Anwesenden beantwortet, Anregungen eingesammelt sowie Ängste und Sorgen aufgenommen. Sobald der nächste Standort für Wohncontainer notwendig wird, informiert die Stadtverwaltung darüber.
Derzeit leben 397 Menschen, die vor Krieg und Gewalt ihre Heimat verlassen haben, in Herdecke. Der größte Teil von ihnen stammt aus dem Nahen Osten, insbesondere aus Syrien, aber auch aus dem Irak, Afghanistan und Pakistan. Insgesamt leben Flüchtlinge aus 31 verschiedenen Nationen in der Ruhrstadt.
Bild: Knapp 40 Bürgerinnen und Bürger kamen auf Einladung der Stadtverwaltung zur Dialogveranstaltung in die Aula der Friedrich-Harkort-Schule.