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Höchstspannungsfreileitung: Ernüchterung nach Besuch aus Berliner Ministerium
Viele Herdecker Bürgerinnen und Bürger kamen am gestrigen Donnerstagnachmittag, den 24. Januar 2019 in den Herdecker Ratssaal und hatten eine Menge Fragen im Gepäck, denen sich der Parlamentarische Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Thomas Bareiß, stellte. Viel Kritik gab es von der Bürgerinitiative und Prozessgemeinschaft für das Vorgehen des „profitorientierten Unternehmens Amprion“, das im Auftrag der Bundesregierung den Netzausbau von Dauersberg nach Kruckel vornimmt.
Lars Strodmeyer als Sprecher der Prozessgemeinschaft stellte dem Mitglied des Bundestages die wichtigste Frage vorab: „Was können Sie jetzt in dem fortgeschrittenen Stadium überhaupt noch für uns tun?“. Thomas Bareiß bot zum Ende des Dialogs an, noch einmal vermitteln zu wollen, was kleinere Details der Trasse angeht, machte jedoch deutlich, dass die Entscheidung nun ausschließlich in den Händen des Bundesverwaltungsgerichtes liegt. Gegen die Genehmigung des Trassenausbaus der Bezirksregierung wurde in Leipzig Klage eingereicht.
Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster zeigte sich enttäuscht von dem Besuch aus Berlin. „Sie kommen zu spät“, verwies die Raumplanerin auf mehrere Schreiben von Anfang des vergangenen Jahres an den zuständigen Bundesminister Peter Altmaier. „Wir halten nach wie vor die vorgeschlagene Alternativtrasse entlang der Autobahnen A1 und A45 nicht ausreichend in den Blick genommen“, macht Dr. Katja Strauss-Köster deutlich. Durch die Variante, die in etwa gleich lang ist, sind weit weniger Menschen betroffen. „Was zählt denn mehr, der Schutz von Menschen, die direkt unter der 380 KV Leitung leben müssen oder ein paar Bäume, die entlang der Autobahnen weichen müssten“, fragte eine anwesende Bürgerin.
Der Staatssekretär wurde auch damit konfrontiert, ob der Bau der Leitung vor dem Hintergrund, dass ein Großteil des durchzuleitenden Stroms aus Steinkohle produziert würde, überhaupt noch zeitgemäß erscheint. Schließlich sei der Kohleausstieg beschlossene Sache. Um die Gesundheit seiner Kinder und Enkel, die nur wenige Meter von der geplanten Höchstspannungsfreileitung wohnen, machte sich ein Anwohner sorgen und verwies auf eine Vielzahl von Nachbarländern, die deutlich geringere Grenzwerte festschreiben.
Die Bürgerinnen und Bürger waren dankbar, dass sie ihre Kritik und Sorgen einem Verantwortlichen aus dem Energieministerium direkt vortragen konnten, gingen nach dem knapp 90 Minuten andauernden Dialog aber größtenteils enttäuscht und ernüchtert nach Hause. „Ich werde mich weiter mit den Bürgerinnen und Bürgern gegen die Trassenplanung einsetzen, weil ich davon überzeugt bin, dass es eine bessere Lösung gibt“, machte Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster den Herdeckerinnen und Herdecker am Ende des Abends noch in vielen Gesprächen Mut. Mit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes ist kurzfristig nicht zu rechnen.
Bild: Thomas Bareiß, Staatssekretär aus Berlin, stellte sich vor Medienvertretern den Bürgerinnen und Bürgern im Herdecker Ratssaal.