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Lokalpolitiker in Topform: Rund 60-tausend Euro für unwahrscheinliche Freibadöffnung

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Der Rat der Stadt Herdecke hat am Mittwochabend, den 08. April 2020 mehrheitlich entschieden, die noch ausstehenden Reparaturarbeiten im Freibad am Bleichstein durchzuführen, um im Sommer das Bad öffnen zu können. Damit hat sich die Politik gegen die Empfehlungen von Experten gestellt, die kaum eine Chance für eine Öffnung des Freibades in diesem Jahr sehen und deshalb dafür plädiert hatten, die hohen Kosten für die Inbetriebnahme besser einzusparen.

Im Ruhrfestsaal des Zweibrücker Hofes gab es mit ausreichendem Abstand der Ratsmitglieder und gleichzeitiger reduzierter Zusammensetzung kontroverse Diskussionen über den richtigen Weg in dieser durch das Coronavirus hervorgerufenen besonderen Situation. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Gelder für noch ausstehende Sanierungsarbeiten von mindestens 56.000 Euro für die anstehende Saison nicht mehr zu investieren und hatte dabei neben der Corona-Pandemie auch die ebenso notwendige wie große Freibadsanierung im Blick. Da es im Vorfeld keine Einigung aller Fraktionen auf den Vorstoß der Verwaltung gab, musste der Rat zusammen kommen.

„Es ist nach jetzigem Stand davon auszugehen, dass Schwimmbäder zu den letzten Einrichtungen gehören, die im Rahmen der Coronakrise überhaupt wieder geöffnet werden dürfen“, erläutert Dr. Lars Heismann als Leiter des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse im Herdecker Rathaus. Schwimmbäder sind aufgrund ihrer feuchtwarmen Umgebung sowie des engen Kontakts unter den Badegästen im Wasser, beim Duschen und auf den Liegeflächen besonders anfällig für eine Verbreitung von Krankheitserregern. Besonders in Spaßbädern kommen große Personengruppen mit hohem Bewegungsdrang auf engem Raum zusammen. Die in der Corona-Pandemie üblichen Vorkehrungen wie Abstandsregeln und Schutzausrüstung können hier naturgemäß nicht umgesetzt werden.. Die Bürgermeisterin hat daher im Rahmen der Sitzung vorgeschlagen, die fünfstellige Summe lieber in die Planungen für die große Freibadsanierung mit Unterstützung der zugesagten Fördermittel aus Berlin zu stecken und damit so schnell wie möglich zu starten. „So schwer mir dieser Vorschlag fällt, ist es aber meine Pflicht, mit Steuergeldern verantwortlich umzugehen und Sie als Ratsmitglieder darauf hinzuweisen“, betont Dr. Katja Strauss-Köster mit Blick auf „die ausgesprochen geringe Wahrscheinlichkeit, das Freibad in diesem Sommer überhaupt über einen adäquaten Zeitraum öffnen zu dürfen“.

Claudia Schulte, Leiterin des Gebäudemanagements, erläuterte den Ratsmitgliedern, dass es sich bei den noch ausstehenden Reparaturen insbesondere um die Filter handelt, die ausschließlich für eine Öffnung in dieser Freibadsaison dienen: „Die gesamte knapp 36 Jahre alte Filteranlage muss bei einer Großsanierung auf jeden Fall komplett mitsamt der dann reparierten Filter ausgetauscht werden“. Handwerker für diese besonderen technischen Aufgaben in der aktuellen Zeit zu gewinnen, ist ein weiteres Problem, mit dem sich Claudia Schulte derzeit auseinander setzen muss. „Einige Firmen haben ihren Geschäftsbetrieb eingestellt, Lieferketten brechen weg“.

Die Mehrheit der anwesenden Ratsmitglieder (im Wesentlichen die SPD und einige CDU-Leute) stimmte, nachdem der Beigeordnete Dieter Joachimi noch Hinweise zur Situation des Bäderpersonals gegeben hatte, am Ende der fast zweistündigen Diskussion gegen die Verwaltungsvorlage. Es sollen somit alle Reparaturarbeiten weiter beauftragt werden, um das Freibad in diesem Sommer öffnen zu können.

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Bild: Ratssitzung an einem ungewöhnlichen Ort: im Ruhrfestsaal des Zweibrücker Hofes